Der Unterschied zwischen Projekten und Produkten: eine Perspektive aus der Produktmanagement-Expertise
In der Geschäftswelt werden Projekte und Produkte oft synonym betrachtet, da beiden das Ziel zugrunde liegt, den Kunden einen Mehrwert zu bieten. Doch schaut man genauer hin, werden die grundlegenden Unterschiede zwischen beiden deutlich und häufg stehen Projekte versus Produkte. Während Projekte zeitlich begrenzte Unternehmungen mit einem definierten Start- und Enddatum sind, handelt es sich bei Produkten um kontinuierliche Angebote, die im Laufe der Zeit weiterentwickelt und verbessert werden. Diese Unterschiede wirken sich auf die Herangehens- und Denkweise der beteiligten Personen aus.
Was ist ein Projekt?
Ein Projekt ist eine zeitlich begrenzte Unternehmung mit einem definierten Ziel. Es besteht aus einer Gruppe von Personen und Organisationen, die gemeinsam an den zur Erreichung dieses Ziels erforderlichen Aufgaben arbeiten. Ein Projekt verfügt über einen festgelegten Zeitplan, ein bestimmtes Budget sowie einen vorher terminierten Start- und Endpunkt. Der Fortschritt des Projekts wird kontinuierlich gemessen und mit Erreichung der vorher festgelegten Ziele und Wegmarken abgeschlossen.
Ein Projekt beginnt mit einem klar definierten und nachvollziehbaren Projektplan. Das Team versucht dann, sich möglichts genau an diesen Plan und seine Zeitvorgaben zu halten. Die Stakeholder wissen genau, was sie von dem Projekt erwarten können und wie viel es kosten wird.
Was ist ein Produkt?
Ein Produkt hingegen ist ein kontinuierliches Angebot. Es kann zwar irgendwann sein Ende finden, aber das ist nicht das eigentliche Ziel. Stattdessen legen Unternehmen ihren Fokus auf Nutzung, Wachstum und Kundenbindung, den Product-Market-Fit, und optimieren ihre Geschäftstätigkeit mit dem Ziel der Maximierung von Rentabilität und weiteren KPIs.
Ein neues Produkt kann aus einem oder mehreren Projekten entstehen. Aber auch nach dessen Einführung erfährt das Produkt kontinuierlich Verbesserungen und Aktualisierungen. Die Arbeit des Produktteams ist nie beendet, solange das Produkt auf dem Markt ist.
Produkte werden kontinuierlich weiterentwickelt, basierend auf Erkenntnissen und Feedback sowie sich verändernden Marktbedingungen und finanziellen Grundlagen. Es gibt immer Raum für Verbesserungen, Erweiterungen und die Erschließung neuer Märkte und Anwendungsfälle.
Warum ist der Unterschied Projekte versus Produkte wichtig?
Der Unterschied zwischen Projekten und Produkten ist wichtig, da sich die jeweilige Herangehensweise an die Arbeit erheblich unterscheidet. Eine projektbasierte Denkweise konzentriert sich auf Zeit, Budget und Lieferung. Das Team arbeitet nach einem festgelegten Projekt- und Zeitplan und bemüht sich, das Projekt termin- und budgetgerecht abzuschließen.
Eine produktbasierte Denkweise hingegen konzentriert sich auf Ergebnisse. Details, Timing und Methoden treten in den Hintergrund, während der Fokus auf der Steigerung des Kundennutzens liegt. Das Team wächst um die Produktvision und -strategie zusammen, wobei der Produktplan und die Produktroadmap eine zentrale Rolle spielen.
Der Wechsel von der einen Denkweise zur anderen fällt nicht immer leicht. Die Ziele und Anreize sind völlig verschieden und in der produktbasierten Denkweise herrscht weniger Raum für Schwarz-Weiß-Denken. Diese Übergangsphase kann mitunter für Verwirrung und Unsicherheit bei denjenigen sorgen, die Berechenbarkeit und Ordnung suchen.
Wie kann man die Denkweise Projekte versus Produkte ändern?
Die Denkweise von einer projekt- zu einer produktbasierten Herangehensweise zu ändern, ist möglich. Dafür bedarf es jedoch einiger struktureller und prozeduraler Grundlagen, die den Übergang beschleunigen und alle auf das ultimative Ziel ausrichten: das Wachstum des Unternehmens durch die Bereitstellung von Kundennutzen.
Bildung von festen Produktteams
Eine produktbasierte Denkweise anzunehmen fällt leichter, wenn die Teammitglieder ein persönliches Interesse damit verbinden können. Ohne eine gewisse Kontinuität gestaltet sich dies jedoch schwierig. Werden Mitarbeiter dauerhaft in bestimmten Produktteams eingesetzt, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, entsteht ein Gefühl von Eigenverantwortung und Teilhabe.
Die kontinuierliche Zusammenarbeit und das Lösen verwandter Aufgaben stärkt das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Teams. Der dauerhafte Einsatz von Mitarbeitern in einem festen Team schafft bei ihnen eine signifikant größere Vertrautheit mit dem Produkt und besseres Verständnis für den Zielmarkt, die Strategie und die Kollegen.
Kontinuität innerhalb der Teams steigert im Laufe der Zeit deren Effizienz und Effektivität, da die Mitglieder beständig dazulernen und sich an den Kommunikations- und Arbeitsstil jedes Einzelnen anpassen. Ist den Teammitgliedern klar, dass sie wahrscheinlich mehrere Jahre an demselben Produkt arbeiten werden, sind sie weniger dazu geneigt, Abkürzungen zu nehmen oder technische Schulden anzuhäufen.
Offenheit für Veränderungen und Anpassungen
Die produktbasierte Denkweise ist darauf ausgerichtet, einzigartige Kundenerfahrungen auf Grundlage von Erkenntnissen und Feedback zu schaffen. Um diese Denkweise zu fördern, muss das Team offen sein für regelmäßige Anpassungen und bereit dazu, manche Pläne sogar komplett zu verwerfen.
Diese Flexibilität steht im Gegensatz zur projektbasierten Denkweise, bei der das Team sich ausschließlich auf die Lieferung konzentriert und Veränderungen ablehnend gegenüber steht. Eine kurvenreiche Straße voller Umleitungen und Abzweigungen ist der Albtraum eines jeden Projektmanagers. Ein Produktteam hingegen begrüßt die Möglichkeit, sich flexibel anzupassen und das bestmögliche Produkt zu kreieren und ergreift sie mit beiden Händen.
Um diese Offenheit zu gewährleisten, ist es wichtig, dass alle Führungsebenen eine produktbasierte Denkweise annehmen und strategische Entscheidungen nicht an der Markteinführungszeit oder der Maximierung kurzfristiger Umsätze ausrichten. Probleme sollten als Chancen betrachtet werden und nicht als zeitfressende Hindernisse.
Keine starren Zeitleisten für Teams
Selbst die offensten, kundenorientiertesten Unternehmen benötigen eine ungefähre Vorstellung davon, wann ein Produkt auf den Markt gebracht werden soll. Die Ankündigung eines festen Zieltermins setzt die Teams jedoch unter enormen Druck, um jeden Preis zu liefern. Die produktbasierte Denkweise verlangt aber Flexibilität, auch wenn es dadurch gelegentlich zu Verzögerungen kommt.
Für die Teamleiter und die einzelnen Mitarbeiter muss von vornherein klar sein, dass von den Plänen und Zeitvorgaben abgewichen werden kann, wenn dies im Sinne des besten Ergebnisses für das Produkt ist. Daher sollten Führungskräfte nicht übermäßig negativ reagieren, wenn sich Produktzeitpläne ändern, sei es aufgrund von Verzögerungen oder verändertem Umfang.
Diese Unsicherheit mag für manche unangenehm sein, aber Transparenz und Vertrauen können dem entgegenwirken. Kennt die Führungsebene den Grund für eine Änderung und weiß, dass sie aufgrund einer strategischen Verschiebung erfolgt und nicht wegen mangelhafter Planung oder schlechter Umsetzung, fällt es leichter, die Unterstützung der oberen Führungsebenen des Unternehmens zu bekommen.
Natürlich können einige Etappenziele unverhandelbar sein, wie beispielsweise ein vom Kunden festgelegter Termin oder eine Branchenveranstaltung. Aber eine prinzipielle Offenheit für zeitliche Flexibilität schafft eine Arbeitsumgebung, die die produktbasierte Denkweise nachhaltig fördert.
Nicht an der ursprünglichen Idee festhalten
Projekte haben von Natur aus ein klar definiertes Ziel. Die Umsetzung ist bereits weitgehend vorherbestimmt, bevor der Projektplan erstellt worden ist, und sobald die Arbeit begonnen hat, ist die Bereitschaft zur Diskussion neuer Lösungen äußerst gering.
Eine produktbasierte Denkweise hingegen lässt Raum für alternative Ideen. Stakeholder müssen sich für Konzepte öffnen, die ihre Annahmen in Frage stellen und sie dazu zwingen, frühere Entscheidungen zu überdenken. Wenn sich das Gespräch von der Frage “Wer hat unrecht?” zu “Was ist jetzt am besten?” verlagert, sind Sie auf dem richtigen Weg.
Produkt-Operations, die gezielte kontinuierliche Datenerhebung Produktrelevanter Metriken, können diesen Prozess erleichtern, indem Feedback analysiert wird und das Team handlungsorientierte Erkenntnisse bekommt. Ein kontinuierlicher Fluss datenbasierter Empfehlungen erzeugt mehr Dringlichkeit und Offenheit für die Optimierung des Kundenerlebnisses.
Unternehmen müssen sich klar darüber sein, dass schlechte Entscheidungen oder Versäumnisse durch frühere Fehler zu Verzögerungen führen können. Wichtig dabei ist auch, dass dem Team bewusst ist, dass es nicht an eine spezifische Lösung für ein bestimmtes Kundenproblem gebunden ist, sondern auch offen sein kann für andere Ansätze. Anders ausgedrückt: das Team sollte in das Problem verliebt sein, nicht in die selbst geschaffene Lösung, also das von diesem Team geschaffene Produkt.
Passen Sie Ihre Roadmap an Ihre Denkweise an
Wenn es ein einzelnes Instrument gibt, das den Ton für eine produktbasierte Denkweise am besten bestimmt, dann ist es die Produkt-Roadmap. Die Erstellung einer Roadmap unter Verwendung von Themenblöcken verschiebt den Fokus von Terminen und Liefergegenständen auf Ergebnisse und Prioritäten.
Eine auf Themenblöcken basierende Roadmap bietet keine detaillierten Informationen und schafft so ausreichend Raum für Flexibilität und Änderungen, ohne ein völliges Durcheinander zu verursachen. Das gesamte Unternehmen weiß, an welchen großen Projekten das Team arbeitet.
Eine auf Themenblöcken basierende Roadmap steht im starken Kontrast zu einem detaillierten Projektplan. Die Verwendung dieser Roadmap als Ausgangspunkt für Interaktionen mit Stakeholdern und Richtungsbestimmung mit dem Umsetzungsteam, verdeutlicht den wertorientierten Ansatz in der Produktentwicklung.
Die Rolle des Produktmanagers in Projekten versus Produkten
Die Rolle des Produktmanagers ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, da Unternehmen ihre Produkte kontinuierlich verbessern und an sich ändernde Kundenbedürfnisse anpassen müssen. Produktmanager sind für die Strategie und den Erfolg eines Produkts verantwortlich und arbeiten eng mit verschiedenen Teams zusammen, um sicherzustellen, dass das Produkt den Anforderungen der Kunden entspricht.
Produktmanager haben oft einen Hintergrund in den Bereichen Marketing, Technologie oder Produktentwicklung und verfügen über umfangreiche Kenntnisse über den Markt und die Kundenbedürfnisse. Sie arbeiten eng mit Entwicklern, Designern und anderen internen und externen Stakeholdern zusammen, um sicherzustellen, dass das Produkt erfolgreich ist und den Kunden einen Mehrwert bietet.
Wichtig ist, dass Produktmanager über Wissen und Erfahrung verfügen in den Bereichen Strategie, insbesondere Produktstrategie, Taktik – dazu gehören die technischen Fähigkeiten für das jeweilige Produkt – und Marketing-Know-how für das Produktmarketing. Ein Produktmanager sollte aber auch über Erfahrungen und Wissen im Bereich Projektmanagement verfügen. Hier sind sowohl klassisches agiles aber auch hybrides Projektmanagement-Wissen gefragt. Welche Variante des Projektmanagements eingesetzt wird, hängt vom Kontext und der Komplexität des Produktes ab, aber auch davon, wie einfach das Produkt später im Markt zu iterieren ist. Nur mit Erfahrungen im Projektmanagement wird der Produktmanager verstehen, wo und wie das Produktteam relativ zur Roadmap steht und in der Lage sein, Abweichungen bezüglich Zeit oder Scope (insbesondere Scopecreep) zu erkennen.
Fazit für Projekte versus Produkte
Es ist wichtig, zwischen Projekten und Produkten zu unterscheiden, da dies die Herangehensweise und das Denken der beteiligten Personen beeinflusst. Eine produktbasierte Denkweise ermöglicht kontinuierliche Verbesserungen und Anpassungen, um den Kundennutzen zu maximieren. Sie erfordert Offenheit für Veränderungen, Flexibilität bei Zeitplänen und die Bereitschaft, von der ursprünglichen Idee abzuweichen. Eine produktbasierte Denkweise ist entscheidend, um den Anforderungen des sich ständig wandelnden Marktes gerecht zu werden und langfristigen Erfolg zu erzielen.
Produktmanager müssen dazu in der Lage sein, sich schnell an neue Technologien und auch an neue Trends anzupassen. Sie müssen ein gutes Verständnis für die Kultur des Unternehmens und der Kundenzielgruppe haben, um das Produkt so zu gestalten, dass es ihren Bedürfnissen entspricht. Um erfolgreich zu sein, ist eine starke Kombination aus technischem Wissen, analytischer Denkweise und strategischem Verständnis erforderlich.
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Quellen:
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